Die Staaten, sagen die Vereinten Nationen, müssten die Menschenrechte auch dieser Berufsgruppe schützen und vor allen Dingen mehr schützen. Die langjährige "Spiegel"-Kollegin Barbara Schmid hat einen Fall von Zwangsprostitution begleitet, der mehr als nur ein Grenzfall ist. Sie hat Katharina getroffen und ihr Vertrauen gewonnen. Katharina war 14 Jahre in den Fängen eines sogenannten Loverboys, eines fast 30 Jahre älteren Mannes - eine Beziehung, rekonstruiert im soeben erschienenen Buch "Schneewittchen und der böse König". Durch diese Begegnung, so Schmid, habe sich auch ihr Blick auf die Prostitution verändert. Jürgen Zurheide: In Kurzfassung, was ist Katharina passiert? Barbara Schmid: Katharina war eine Zwangsprostituierte. Er hat sie über elf Jahre lang auf den Strich geschickt — das erste Mal mit 17einhalb. Er hat ihr Vertrauen gewonnen, als sie fast noch ein Kind war, und Katharina ist wirklich brutal und menschenverachtend ausgebeutet worden von ihm. Er hat sie quasi abgerichtet, wie er früher vielleicht seine Pferde dressiert hat, und Katharina hat Tagebuch geführt, hat auch Listen geführt und kann deshalb sehr gut nachweisen, dass sie in diesen elf Jahren etwa Es waren teilweise 20 am Tag, aber in der Spitze auch 40, und das zeigt eigentlich, mit was für einem grauenvollen Geschäftsfeld wir es hier zu tun haben. Zurheide: Wie kann man denn diese Abhängigkeit erklären, vor allen Dingen über einen so langen Zeitraum? Aber es ist so, oder? Schmid: Absolut! Saimeh geführt, weil natürlich tauchen Fragen auf. Katharina war dann acht Jahre lang in einem Bordell, das offiziell auch auf ihren Namen lief. Sie hätte natürlich jeden Tag rausgehen können, aber das Gefängnis von ihr bestand nicht aus Schlössern und Türen, sondern das Gefängnis war im Kopf. Man nennt das Hörigkeit. Wir haben es bei diesen Lover Boys oder auch Zuhältern mit einer bestimmten Masche zu tun. Sie versuchen, das Vertrauen dieser meist sehr jungen Frauen, die teilweise noch in der Pubertät stecken und dann sehr anfällig sind, zu gewinnen. Die Frauen verlieben sich in diese Männer. Sie versprechen, ihnen die allerschönsten Träume zu erfüllen. Hier war es dann der eigene Reitstall. Und dann entsteht eine solche Hörigkeit, dass sie gar keinen eigenen Willen mehr haben und auch gar nicht mehr gehen können. Zurheide: Was hat das eigentlich für die eigene Familie von Katarina in dem Fall bedeutet? Schmid: Das war ganz furchtbar. Ich habe die Familie auch über viele Jahre begleitet. Es sind Narben auf allen Seiten geblieben, sehr tiefe Narben. Die Familie hat ja wirklich auch alles versucht, dieses Kind, diese Heranwachsende und später die junge Frau da rauszubekommen. Sie müssen sich mal vorstellen, dass der Vater und nachher auch die älteren Söhne durch die Bordelle gezogen sind. Er hat sein Kind gesucht und er fand sie auch einmal, aber sie ist dann abgehauen. Das was der Familie damals gar nicht klar war: Auch wieder der Punkt Hörigkeit. Sie wäre auch gar nicht mitgegangen, denn diese Masche dieser Täter, dieser Psychopaten besteht ja darin, zunächst einen tiefen Keil zwischen das Mädchen und die Familie zu treiben, und die Familie hätte es aus eigener Kraft gar nicht geschafft, sie da rauszuholen. Dass Katharina dann im Endeffekt diese lange Strecke überstand und am Schluss dann auch noch mal fast totgeschlagen wurde von diesem Mann, das hat es ihr erst ermöglicht, da rauszukommen. Prostitution- Berlin auf dem Strich Allein in Berlin bieten schätzungsweise 8. Kaum eine andere Stadt in Europa ist so liberal bei der Was denken frauen uber prostituierte. Was für die einen vorteilhafte Zustände sind, ist für andere ein Ärgernis, für viele eine prekäre Situation. Zurheide: Jetzt müssen wir über die Männer reden. Die leben ja vermutlich gerne mit der Illusion, dass das alles freiwillig sei, oder sie glauben da einfach dran, oder vielleicht nicht mal das. Was haben Sie da mitbekommen? Schmid: Absolut richtig, was Sie sagen. Vielleicht kann man das an einem Beispiel erklären. Katharina schildert was denken frauen uber prostituierte wieder mal, wie er sie zusammengeschlagen hat, wo sie die anderen Frauen ankleiden mussten, weil sie gar nicht mehr in der Lage war, das selber zu tun, und so viel Kosmetik gab es auch gar nicht, um die blauen Flecken zu überschminken. Ich habe dann in meiner Naivität gesagt: Ja, mein Gott, das ist doch geschäftsschädigend.
Ich war Prostituierte: Die Wahrheit
Prostitutions-Forscherin: Dass Frauen Sex verkaufen, irritiert Aber auch wenn Prostitution offiziell verboten wäre. Man kann sie nicht für Sex kaufen, das ist doch wie Organhandel. Ihre Fantasien auszusprechen, wäre für sie sozialer Selbstmord—es geht beispielsweise um Männer, die es anmacht, wenn man sich als Prostituierte. Frauen sind keine Ware. Prostitution - "Die Mehrheit der Frauen macht es nicht freiwillig"Sowohl Dora Koster wie auch Frau Mercedes, zwei bekannte ehemalige Schweizer Prostituierte, berichten von einem früheren Leben in Saus und Braus. Für ging die Aidshilfe Schweiz von 18 bis 22 Prostituierten aus, die übers ganze Jahr gerechnet legal der Prostitution nachgingen. Verwandte Themen. Und warum bis Mitte der er Jahre? Es gibt aber auch Frauen, welche die Unabhängigkeit und Selbständigkeit dieser Arbeit schätzen oder den Beruf gerne machen. Ich hatte auch Kunden, die mich beim Sex brutal behandelt haben.
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Du musst deinen Körper benutzen wie ein Werkzeug. Frau Becker, Sie sind Schriftstellerin und haben zwei Jahre lang für ein Buch im Selbstversuch als Prostituierte in einem Berliner Bordell. Ihre Fantasien auszusprechen, wäre für sie sozialer Selbstmord—es geht beispielsweise um Männer, die es anmacht, wenn man sich als Prostituierte. Du langst da hin und machst was oder lässt. Aber auch wenn Prostitution offiziell verboten wäre. Frauen sind keine Ware. Man kann sie nicht für Sex kaufen, das ist doch wie Organhandel. Als Hure kannst du es dir nicht leisten, zu fühlen.Wegen der Krankheit musste ich das Studium abbrechen. Etwa 1,2 Millionen gehen in Deutschland täglich zu Sexarbeiterinnen, wie sich die Prostituierten selbst gerne bezeichnen. Mit ihrem Einkommen finanzierten sie Kinder, Eltern, Ehemänner, Freunde und Geliebte. Das was der Familie damals gar nicht klar war: Auch wieder der Punkt Hörigkeit. Von den Transgender-Prostituierten stammen die meisten aus Thailand. Ich mied jeden Kontakt. Aber in meinem Bordell waren sie die Ausnahme. Aber das nutzt mir wenig. Pauline Krätzig Ich war auch ganz lieb zu den Freiern. Regula Freuler Viele Prostituierte haben oft mehrere Störungen gleichzeitig. Ein Drittel war in der Stadt Zürich geboren worden, zwei Drittel kamen aus der Zürcher Agglomeration und aus Dörfern und Kleinstädten der umliegenden Kantone. Gab es sie für Sie überhaupt? Es gab zwei Zimmer, das Wohnzimmer und das Fickzimmer. Ich habe die Familie auch über viele Jahre begleitet. Mein Vater war schwach und hat uns vor unserer Mutter nie geschützt. Diese Jahre waren gesellschaftlich eine sehr dynamische Zeit. Schmid: Absolut! Man muss vorsichtig umgehen damit. Für diese Gruppe sind selbstbestimmte Prostituierte vollkommen uninteressant. Die Gewalt wird verleugnet, die Realität ausgeblendet. In der Prostitution tätige Frauen als Sexarbeiterinnen zu bezeichnen, heisst auch, sie nicht pauschal als abhängige Opfer zu betrachten, sondern als selbstbestimmte, erwerbstätige Personen ernst zu nehmen. Aber nicht nur. Da war ich gerade mitten im Abitur. Sie versprechen, ihnen die allerschönsten Träume zu erfüllen. In diesen ersten drei Monaten hab ich angefangen, zu trinken, und binnen kurzem hab ich heftig gesoffen. Prostitutions-Forscherin: «Dass Frauen ihren Körper gegen Geld zur Verfügung stellen, irritiert uns mehr, als dass Männer Sex kaufen». Oder gibt es ein technisches Problem? Viele Frauen arbeiten in der Prostitution, weil sie in ihrem Herkunftsland keine Stelle finden. Das war eine Mischung aus verschiedenen Dingen. Und wie sehen die aus? Meistens sind diese Personen ältere Männer und von der traditioneller Rollenverteilung geprägt — die Frau ist das schwache Geschlecht. Ich hätte vielleicht versucht, den Jürgen umzubringen. Sie haben schon vorher ein sexuell sehr freizügiges Leben gelebt. Ins Register kamen aber nur die Frauen, die von der Polizei kontrolliert worden waren, was wiederum vor allem Strassenprostituierte waren.